Katinka Pilscheur . 10-09-2010
10 September - 23 October 2010
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| Ausstellungsansicht Galerie koal |
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Katinka Pilscheur . 10-09-2010
Katinka Pilscheur konzipierte für die Ausstellung unter anderem eine
Serie von fünf Lackbildern. Ausgangspunkt der Serie war die Endeckung
der Farbe „verde illusion" in Buenos Aires, wo die Künstlerin während
zahlreicher Auslandsaufenthalte wohnte. Obwohl die Farbe selbst recht
unscheinbar ist – in Buenos Aires wird sie vor allem für Laternenmasten
und Stromkästen verwendet –, war Pilscheur von ihrem Namen fasziniert.
Beim Blick auf die gesamte Farbpalette der Herstellerfirma Albalux wurde
sie auf weitere Farben aufmerksam, deren poetische Namen so gar nicht
zu den eher graugrünlichen und gewöhnlichen Farbtönen passen wollten.
Pilscheur wählte schließlich fünf Farbtöne für eine Serie der für sie
typischen Lackbilder, bei denen sie Lacke aus dem Alltag, wie Motorrad-
oder Nagellacke, bewusst in einen künstlerischen Kontext transferiert,
ohne dabei jedoch deren Herkunft aus den Augen zu verlieren: Ein kleiner
Aufkleber am Bildrand trägt Namen sowie Strichcode der Farbe. Auch
bestimmt die verwendete Farbmenge – hier jeweils genau ein Liter – das
Format der Bilder. Einerseits entstand so mit der Serie eine eher
formale Arbeit, die sich mit Farbe, seriellen Abweichungen,
industriellen Oberflächen, Spiegelungen etc. auseinandersetzt.
Andererseits verweisen die als Titel beibehaltenen Namen der Farben auf
eine Poesie des Alltags, die den Bildern wie eine Geschichte anhaftet
und sie in unserer Realität verortet. Beide Strategien haben gemein,
dass sie die Materialität der Bilder fokussieren und ihnen, die Grenzen
eines traditionellen Malereibegriffs hinter sich lassend,
Objektcharakter verleihen.
Der Ausstellungsraum gegenüber der Lackbilder wird von einer
Installation aus einem Baugerüst und weißen Styroporplatten eingenommen,
die durch die seitlichen Beschriftungen der Platten in Schwarz und Rot
im Zusammenspiel mit den Metallstreben einen subtilen farblichen
Rhythmus aufweist. Auf der Rückseite der Installation ergänzt die
Fangausrüstung eines Artenschützers, der die Frösche vom
Flughafengelände in Berlin Schönefeld umsiedelte, mit ihren dunkelgrünen
Netzen, leicht rostigen Zaunstangen, vergilbten Schaumstoffplatten
sowie weißen und gelben Eimern die kühlen weißen Styroporblöcke. Auch
hier geht es einerseits um die formale Auseinandersetzung mit
unterschiedlichen Farben, Materialen und Texturen, bei der jedoch
andererseits zugleich die Herkunft und Geschichte der Objekte auf einer
weiteren Ebene mitschwingt.
Die Installation ist so im Raum positioniert, dass die Serie der
Lackbilder sich nicht mehr im Ganzen überblicken lässt. Vielmehr
entsteht eine Art Gasse, durch die sich der Betrachter bewegen muss.
Dabei verändern sich mit jedem Schritt die leicht spiegelnden
Oberflächen der Bilder sowie das Beziehungsgeflecht zwischen den
Arbeiten. Diese Gegenüberstellung und das bewusste Einteilen und Nutzen
des Ausstellungsraums kennzeichnet Pilscheurs Bestreben, den Raum als
Referenzsystem für ihre Arbeiten zu begreifen und ihn selbst, sowohl
installativ, durch das Zusammenspiel der Objekte, als auch malerisch,
durch das Gegeneinanderstellen der Farbflächen, zu inszenieren. So
bewegt sich die Künstlerin, die bei Rebeccca Horn und Frank Badur an der
UdK Berlin studierte, auf der Schnittstelle von Malerei und Skulptur.
Katinka Pilscheur lebt und arbeitet in Berlin. 2004 schloss sie als
Meisterschülerin ihr Kunststudium an der UdK Berlin ab. Seitdem war sie
an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt, so etwa in
Buenos Aires und Paris sowie in der jüngeren Vergangenheit in
Einzelausstellungen im Dortmunder Kunstverein und in Köln. 2010 gewann
sie den Förderpreis des Westfälischen Kunstvereins.
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